Kastration der Hündin

Wann und warum wird eine Kastration empfohlen?

Ist eine Hündin nicht zur Zucht vorgesehen, muss in der Regel etwas unternommen werden, damit kein ‚Unfall‘ passiert und plötzlich unerwünschter Nachwuchs überraschenderweise die ‚Familie‘ vergrössert. Natürlich kann man einfach aufpassen und hoffen, dass nichts Unerwartetes passiert. Jedoch erkennen die Rüden in der Regel eine läufige Hündin leichter und nicht selten auch schneller als die Besitzer selber. Ob eine Hündin blutigen Scheidenausfluss zeigt oder nicht ist leider kein zuverlässiges Zeichen, ob eine Läufigkeit vorliegt und in welchem Stadium die Hündin steht! Also ist das ‚Aufpassen‘ als alleinige Vorsorgemassnahme nur bei sehr behüteten Hündinnen ein gangbarer Weg, jedoch sprechen auch bei diesen Hündinnen die im Folgenden aufgeführte Gründe dafür, besser trotzdem zu kastrieren.

Das wichtigste Argument überhaupt warum man Hündinnen unbedingt kastrieren sollte ist, dass diese Massnahme die Lebenserwartung Ihrer Hündin im Durchschnitt um circa zwei Jahre verlängert! Diese Erkenntnis hat man anhand von aufwendigen Lebenslaufstudien bei einer grossen Zahl von Hündinnen an Hochschulen gewonnen. Warum ist das so?

Wird eine Hündin rechtzeitig kastriert, können schwerwiegende Erkrankungen massiv vermindert werden: Die häufig auftretende Gebärmuttervereiterung kann bei einer kastrierten Hündin nicht mehr zu Problemen führen. Gesäugetumoren (sonst die häufigste Tumorerkrankung bei Hündinnen) werden nur noch in seltenen Fällen und dann auch in der Regel weniger bösartig in Erscheinung treten. Die Voraussetzung für die Reduktion der Häufigkeit von Gesäugetumoren ist aber eine Frühkastration! Frühkastration heisst, Operation vor der ersten Läufigkeit. Wird nach der ersten aber vor der zweiten Läufigkeit kastriert, vermindert sich die Tumorrate noch aber deutlich weniger stark, jedoch ergibt eine Kastration nach der zweiten Läufigkeit kaum mehr Reduktion der Tumorhäufigkeit, nur noch die Bösartigkeit der Tumoren kann vermindert werden.

Wir empfehlen daher aus medizinischen Gründen die Frühkastration

Frühkastrierte Hündinnen sind in der Regel etwas verspielter und umgänglicher mit Artgenossen und allgemein viel ausgeglichener. Sie leiden nicht unter Scheinträchtigkeit und haben keinen „Läufigkeitsstress“ (Leinenzwang, gestresste Besitzer, übermässig interessierte Rüden).

Was passiert bei einer Kastration?

Bei der Kastration werden unter Vollnarkose beide Eierstöcke entfernt. Dies geschieht bei uns ambulant in der Tagesklinik. Die Hündin wird am Morgen abgegeben und kann am Nachmittag schon wieder nach Hause. Die Narkosen sind heute sehr sicher und gut überwacht und werden je nach Körpergewicht der Hündin als Gasnarkose oder Total-Intravenös durchgeführt, so dass die Narkose während der ganzen Operation steuerbar bleibt. Dadurch sind die Risiken bei gesunden Tieren gering. Die Operation sollte nicht während der Läufigkeit durchgeführt werden, da in dieser Zeit die Blutungsneigung verstärkt ist.

Nach der Kastration werden die Hündinnen nicht mehr läufig und sind nicht mehr interessant für Rüden, da die Sexual-Hormondrüsen ja vollständig entfernt sind.

Ist die Kastration der Hündin mittels Endoskopie sinnvoll?

Ab und zu wird Werbung gemacht, mit der Endoskopischen Kastration bei der Hündin, sogenannte ‚Schlüsselloch-Technologie‘. Diese Möglichkeit besteht schon viele Jahre. Diese Schlüsselloch-Technologie hat sich bei ausgewählten Gelenks-Operationen auch in der Tiermedizin durchgesetzt. Warum wird sie bei der Kastration der Hündin nicht verbreitet eingesetzt?

Die Endoskopische Kastration der Hündin hat sich nicht wirklich bewährt. Zwar sind einzelne etwas kleinere Schnitte als bei der konventionellen Technik nötig, zusammen ergeben sie aber nicht wirklich einen grossen Unterschied zur konventionellen Technik, die heutzutage auch durch einen recht kleinen Schnitt ausgeführt wird. Zudem muss der Bauch der Hündin mit Gas aufgeblasen werden, was nachweislich zu einer deutlich stärkeren Entzündung des Bauchfelles und dadurch zu mehr Bauchweh nach der Operation führt.

Was leider auch gerne verschwiegen wird ist, dass die Schlüsselloch-Operation bei der Hündin eine beachtliche Versagerquote von bis zu einem Drittel hat, und danach eine konventionelle OP nötig macht!

Alle diese Gründe zusammen bringen demnach der Hündin kaum Vorteile eher Nachteile und das bei einem wesentlich grösseren Aufwand. Der höhere Preis dieser OP-Technik bringt leider keinen  ‚Benefit‘ bei der operierten Hündin, im Gegenteil, die Operation wird länger und dadurch sogar etwas riskanter. Man muss daher die Endoskopische Kastration bei der Hündin eher als Marketing-Gag sehen. Es ist keine sinnvolle Anwendung dieser Technik und hat sich daher als Standard-Operationstechnik zur Kastration der Hündin auch nicht durchgesetzt.

Was für Nachteile kann eine Kastration bringen?

Kastrierte Hündinnen sind ausgeglichener und haben einen geringeren Energiebedarf über die Ernährung (bis zu 30%) obwohl sie eher verspielter als nicht kastrierte Hündinnen sind. Dem muss man Rechnung tragen, in dem man etwas weniger füttert oder kalorienvermindertes Futter verwendet, sonst können kastrierte Hündinnen leichter zunehmen.

Gewisse Rassen neigen nach Kastration zu Harnträufeln (Inkontinenz). Dieses unbewusste Harnverlieren, das besonders im Schlaf geschieht, kann jedoch bei Bedarf mit Medikamenten gut kontrolliert werden. Andere Rassen wiederum, besonders solche mit glattem, langhaarigem Fell, können etwas verstärktes Wachstum des Wollhaares (untere Fellschicht) zeigen und dadurch etwas krauseres Fell kriegen, sogenanntes „Welpenfell“, was natürlich ohne gesundheitliche Folgen bleibt. Lassen Sie sich am besten bei uns beraten, ob Ihre Hündin dazu neigen könnte.

Allgemein kann aber gesagt werden, dass keine gesundheitlichen Nachteile erfolgen durch die Kastration, im Gegenteil: Die Lebenserwartung wird verbessert.

Gibt es keine ‚Pille für die Hündin‘?

Früher wurden Hündinnen häufig regelmässig alle 5 Monate gegen die Läufigkeit gespritzt, wobei man darauf achten musste, dass bei Beginn der Behandlung die Hündin nicht läufig war. Heute wird das nur noch selten gemacht. Die Risiken für eine Gebärmuttervereiterung sind einfach von Anfang an zu gross und steigen von Jahr zu Jahr. Die Vorteile der Kastration überwiegen, denn die hormonelle Behandlung hat keinen günstigen Einfluss auf die Lebenserwartung! Auch die Kosten sind über die Jahre gesehen nicht tiefer.

Auch bei Hündinnen, die später zu Zucht eingesetzt werden sollen, ist von einer hormonellen Behandlung dringend abzuraten, denn sie kann sich sehr ungünstig auf die spätere Fruchtbarkeit auswirken!

Es ist zusammenfassend gesagt sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken über eine Kastration der Hündin zu machen, denn ein erster Entscheid sollte mit circa 6 Monaten gemacht werden. Wir helfen Ihnen gerne bei der Entscheidungsfindung und beraten Sie gerne.

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